Rückenschmerzen oder Rückenprobleme sind heute eine Art Volkskrankheit, deren Hauptursachen auf mangelnde Bewegung, überwiegend sitzende Tätigkeiten, Fehlhaltungen, Muskelverspannungen und Muskelverhärtungen zurückgeführt werden. Doch auch falsches Schuhwerk kann zu Rückenschmerzen führen, was aber den wenigsten bewusst ist.
Der menschliche Körper ist ein komplexes System, in dem alle Rädchen ineinander spielen. Ungeeignete Schuhe begünstigen Fehlhaltungen, führen zu angespannten Muskeln insbesondere in Waden und Gesäß. Eine ordnungsgemäße Abfederung des Körpergewichts ist nicht gegeben, es entstehen Überlastungen, die sich auf das ganze System auswirken. Gerade die Wirbelsäule mit den Bandscheiben hat das auszubaden, denn sie ist für die Dämpfung und Abfederung von Stößen und Druckbelastung zuständig. Und da die falschen Schuhe oftmals wie eine schlechte Gewohnheit über Jahre und Jahrzehnte getragen werden, manifestieren sich Rückenschmerzen, die mit der Zeit immer schlimmer werden. Es entstehen chronische Rückenschmerzen.
Welche Schuhe sind rückenschonend?
Doch was ist ein richtiger und was ein falscher Schuh? Welche Merkmale kennzeichnen einen rückenschonenden Schuh? Auf welche Parameter kommt es bei der Auswahl an? Und wie lässt sich modischer Chic mit bestem Tragekomfort und ergonomischen Aspekten vereinen? Auf diese Fragen gibt der Ratgeber Antworten.
Schuh-Schwachpunkte, die dem Rücken schaden
Schuhe werden heute vielfach nach modischen Trends gekauft, nur bei speziellen Einsatzzwecken schauen Verbraucher genauer hin, aber leider noch nicht genau genug. Fehlende oder unzureichende Dämpfung auf dem jeweiligen Untergrund, die falsche Passform (zu eng, zu klein, zu weit, zu groß), einseitige Gewichtsverteilung bei Schuhen mit hohen Absätzen, mangelnder Tragekomfort entsprechend der Bewegungsintensität (viel oder wenig Bewegung, langes Stehen), mangelnder Halt in den Schuhen gehören zu den Risikofaktoren für Rückenschmerzen durch Schuhe. Nur wenn der Schuhkauf nach den exakten individuellen Voraussetzungen erfolgt, lässt es sich auf Schritt und Tritt angenehm und dauerhaft gesund gehen.
Die natürliche Fußform bei der Schuhform und Innensohle berücksichtigen
Der menschliche Fuß ist kein plattes Element, er läuft weder vorne spitz noch eckig zu. Wer seinen eigenen Fuß einmal zeichnet, erhält ein perfektes Abbild, wobei noch die leichte Wölbung in der Mitte zu berücksichtigen ist. Daher braucht der Fuß Schuhformen, die der natürlichen Form am nächsten kommen. So hat er Platz und Bewegungsfreiheit, denn alles was einengt, zu weit ist oder den Fuß in eine unnatürliche Form presst, beansprucht Muskeln und Nerven und wirkt sich auch auf die Blutgefäße und den Blutkreislauf ungünstig aus.
Füße, die Fehlstellungen oder Deformierungen oder sonstige Probleme aufweisen, weichen von der normalen Fußform ab und brauchen eine Extra-Begutachtung, am besten durch den Experten. Abgestimmte Einlagen können Defizite ausgleichen.
Vielleicht ist es dem einen oder der anderen schon aufgefallen, dass Gehen in flachen, steifen Schuhen mit kerzengerader harter Brand- und flacher Innensohle sehr anstrengend ist, da ein gesundes Abrollverhalten nicht gegeben ist. Oftmals fehlt auch eine gute Dämpfung. Ein anatomisches Fußbett unterstützt die natürliche Wölbung, bietet Halt und entlastet.
Materialien spielen eine wesentliche Rolle bei diesen Punkten. Obermaterialien sollten weich, nachgiebig und anpassungsfähig sein. Das ist bei weichem Leder, bestimmten textilen Materialien, natürlichem Kautschuk und einigen Naturmaterialien der Fall. Unflexibles Plastik macht der Fußform keine Freude.
Schuhe: Die individuelle Passform – darauf kommt es an
Füße sind einzigartig wie der Mensch, dem sie gehören. Deshalb sind Standardmaße und Größen immer nur eine Richtlinie. Das genaue Fußmaß mit seinen Parametern Länge und Breite sowie die Fußform bestimmen die individuelle Passform. Die Fußform ist wichtig für die Schuhweite, die immer mehr Berücksichtigung bei Herstellern und Händlern findet.
Maßschuhe sind die beste Lösung, doch leider für die Masse nicht erschwinglich. Allgemein gilt für Standardgrößen: Bei Maßen, die zwischen zwei Größen liegen, sollte immer die größere Schuhgröße gewählt werden. Das gilt auch, wenn die Füße unterschiedliche Längen haben.
Füße verändern sich im Laufe des Lebens, sei es durch den natürlichen Alterungsprozess, Krankheiten und Beschädigungen oder sonstige Fußprobleme. Eine einmal ermittelte Schuhgröße, nach dem die Füße ausgewachsen sind, reicht nicht aus. Stattdessen muss in größeren Zeitabständen immer wieder nachgemessen und überprüft werden, in wie weit sich Veränderungen ergeben haben. Nur so lässt sich auch die richtige Schuhgröße finden.
Exzellenter Halt in Schuhen entlastet den Rücken
In Schuhen, die nicht ausreichend Halt bieten, z. B. weil sie zu weit sind oder die Ferse nicht umschlossen ist, wird kein Fuß glücklich. Die Fuß- und Wadenmuskulatur muss hier doppelt arbeiten, um den Fuß beim Gehen im Schuh zu halten. Das beansprucht auch den Rücken. Zusätzlich steigt das Risiko für Stürze oder Umknicken. Optimal ist es, wenn der Schuh so beschaffen ist, dass der Fuß nicht in ihm schwimmt, nach vorne oder hinten wegrutscht. Er sollte umschlossen sein, ohne dabei eingeengt zu werden. Sommer- und Hausschuhe besitzen vielfach keinen Fersenriemen, hier können geeignete Materialien, eine intelligente Innensohlenbeschaffenheit und verstärkte Elemente im Vorderfußbereich für einen guten Halt sorgen.
Absätze, die Füßen, Muskulatur und Rücken gut tun
Es ist kein Geheimnis – Je höher und schmaler der Absatz, umso problematischer für die Fuß- und auch die Rückengesundheit. Das Gewicht lagert auf dem Absatz, was eine einseitige Belastung mit sich bringt, zudem wird der Fuß in eine ungesunde stark gebogene Form gedrängt, die er über Stunden ertragen muss. Bei Stilettos macht sich das sehr schnell unangenehm bemerkbar. Die Wirbelsäule ist stetig mit Ausbalancieren beschäftigt.
Wenn schon hoher Absatz, dann sollte er im Sinne des Rückens über einen breiten Block und eine Verstärkung mittels Plateau verfügen. Auch ein Keilabsatz leistet hier gute Dienste. Niedrigere Absätze sind immer die gesündere Wahl. Zudem zeigt sich der Trend zum sportiven Schuh mit höheren und in Schichten aufgebauten Sohlen aus Gummi, Kunststoff oder Naturmaterialien als Alternative zum Absatzschuh wie auch zum flachen Schuh mit harter Sohle, der Füße und Rücken entlastet, wenn er dazu noch über eine natürliche Form und ergonomische Innensohlen verfügt.
Die richtigen Schuhe entsprechend der Anforderungen
Die Aktion Gesunder Rücken e.V. macht sich für einen gesunden Rücken und gegen Rückenschmerzen stark. Dazu gehört zweifelsohne das richtige Schuhwerk. Die Anforderungen an einen rückengerechten Schuh unterscheiden sich nach dem Einsatzzweck oder den Aufgaben. Hier finden sich u.a. Aktivschuhe, Freizeitschuhe und Kinderschuhe, für die der Verein entsprechende Mindestanforderungen an die Eignung stellt. Das AGR-Gütesiegel kennzeichnet besonders empfehlenswerte Schuhe, weshalb Kunden beim nächsten Schuhkauf durchaus darauf achten sollten.
Aktivschuhe trainieren die Fußmuskulatur, schonen Rücken und Gelenke und unterstützen die aufrechte Haltung. Sie bieten sich für Menschen, die täglich viel in Bewegung sind, ebenso an wie für alle, die sich eher wenig bewegen und zumindest mit dem richtigen Schuhwerk etwas für Fuß- und Rückengesundheit tun möchten. Der richtige Schuh kann hier sogar anregend wirken, um sich in Zukunft mehr zu bewegen, weil es einfach Spaß macht. Aktivschuhe kennzeichnen sich durch ihre ausgereifte Sohlenkonstruktion, die Form entspricht weitestgehend der natürlichen Fußform. Gute Schuhe dieser Art verfügen über eine Auftrittsdämpfung, eine Fersendämpfung sowie eine muskelaktivierende Dämpfungsunterstützung. Wichtig ist auch eine Innensohle, die das Fußgewölbe aufrichtet. Atmungsaktive und wasserdampfdurchlässige Materialien stehen im Vordergrund. Aktivschuhe sind unter dieser Bezeichnung im Handel von verschiedenen Herstellern zu finden.
Freizeitschuhe wie Slipper, Sneaker, Clogs und Hausschuhe sollten ebenfalls aus atmungsaktiven, feuchtigkeitsabsorbierenden und schadstofffreien Materialien gefertigt und hygienisch zu reinigen sein. Darüber hinaus nennt der AGR e.V . Mindestanforderungen, die ein solcher Schuh erfüllen sollte, wenn er dem Rücken gut tun soll. Dazu gehören eine Schuhform, die der natürlichen Fußform nahekommt, optimale Dämpfung, rutschfeste Sohlen, gutes Abrollverhalten, ausreichend Bewegungsfreiheit. Der Fuß muss im Schuh einen festen Halt haben, unterschiedliche Fußlängen sind zu berücksichtigen, wobei der Vorderfuß eine bequeme Weite vorweisen sollte. Bei Clogs und offenen Schuhen braucht es einen sicheren Fersenhalt. Einlagen unterstützen die Fußgesundheit und den Laufkomfort.
Laufschuhe sollten Sie nur im Fachgeschäft kaufen. Nutzen Sie die Möglichkeit, vorher einen Test auf dem Laufband zu machen. Dadurch erkennt das Personal, ob die Schuhe zu ihrem Laufstil passen.
Bei Kauf von Kinderschuhen gibt es niemals Kompromisse. Denn das falsche Schuhwerk schädigt Füße, behindert deren Wachstumsprozess und kann schon früh Haltungsschäden hervorrufen. Im ersten Lebensjahr sollten Kinder noch keine festen Schuhe tragen. Auch Socken beeinträchtigen die Stimulation der Fußrezeptoren, die jedoch wichtig für die Ausbildung einer kräftigen Fußmuskulatur ist. Für Kinderschuhe gilt nach den Empfehlungen der AGR, dass sie dem Weiten-Maß-System entsprechen (Passgenauigkeit von Länge, Breite, Höhe). Der Kinderfuß muss sich in alle Richtungen frei bewegen können. Die Schuhform muss eine ungehinderte Entwicklung des Fußes zulassen. Gleichwohl sollten ein perfekter Sitz und eine Führung des Rückfußes gegeben sein. Schadstofffreie, weiche Materialien, geringes Gewicht, Dämpfung, gutes Abrollverhalten und rutschfeste Sohle verstehen sich von selbst. Der Untergrund sollte durch eine weiche Sohle spürbar sein.
Extra-Tipps für den rückenfreundlichen Schuhalltag
Jetzt wissen Sie, wie rückenfreundliche Schuhe aussehen können, doch die Umsetzung in Alltag, Freizeit und Job ist nicht immer akkurat möglich. Das hat mit Stilfragen zu tun oder auch mit Kleiderordnungen und gesellschaftlichen Normen und ist dazu noch eine Typfrage. Mit diesen Tipps können Sie den Versuch der Vereinbarung von Fußgesundheit und eigenen Vorlieben schaffen:
- Tragen Sie ihre Lieblingsschuhe mit hohem Absatz weniger häufig und nicht über mehrere Stunden. Gönnen Sie Ihren Füßen darin auch mal Pause und laufen Sie fünf oder zehn Minuten zwischendurch barfuß, am besten auf natürlichem Untergrund.
- Integrieren Sie Barfußlaufen und den Fuß mit allen Sinnen spüren in Ihre Freizeit, am besten in der freien Natur.
- Schauen Sie beim Kauf neuer Schuhe genauer hin: Auch wenn ein Schuh nicht alle rückengerechte Merkmale aufweisen muss, so sollten es doch die Mindestanforderungen wie weiche Materialien, komfortable Sohlenkonstruktion und die richtigen Maße sein.
- Greifen Sie öfter zu schicken Schuhen, die der natürlichen Fußform nahekommen. Die Auswahl ist groß, genauso wie die Freude, wenn Sie feststellen, dass der Tag darin merklich leichter wird.
- Trainieren Sie Fuß-, Bein- und Rückenmuskulatur, damit sie auch bei höheren Anforderungen gut gewappnet ist. Eine schwache, verkümmerte oder nicht vorhandene Muskulatur kann nichts leisten, dann werden die Gelenke stark beansprucht.
- Entdecken Sie die Liebe zur Variation. Tragen Sie verschiedene Schuhe, in denen Sie sich wohlfühlen, anstatt immer nur den Einheitslook. So können Sie auch herausfinden, welche Schuhe Ihrem Rücken sehr gut tun.