Ja, die liebe Wegwerfgesellschaft – nach Lebensmitteln und Kleidung finden bei den am häufigsten entsorgten Dingen im Ge- und Verbrauchsalltag Schuhe ihren Weg in die Mülltonne. Zwar wird auch ein Teil der getragenen Schuhe über aufwendige Recyclingverfahren oder den Verkauf von noch gut erhaltenen Exemplaren der Wieder- oder Weiterverwertung zugeführt, dennoch könnten es weitaus weniger Schuhe sein, die vorschnell ausgemustert werden.
Bei den Lieblingsschuhen, an denen das Herz mit Inbrunst hängt oder den luxuriösen Designerschuhen scheint die Reparatur der lädierten Treterchen meist keine Frage zu sein – Sie sollen noch ein paar Jahre mehr durchs Leben begleiten und werden „brav“ zum Schuster gebracht.
Der Schuhmacher oder Schuster kann fast alles repararieren
Auch Schuhe, die unendlich bequem und perfekt eingelaufen sind, müssen wegen Verschleißerscheinungen oder anderen Defekten noch lange nicht gegen ein Paar neue eingetauscht werden. Zu retten ist in der Regel fast alles. Vor allen Dingen die berühmten Kleinigkeiten wie abgelaufene Absätze, defekte Stiefelreißverschlüsse, aufgegangene Klebe- und Nahstellen sind keine Gründe, einen Schuh gleich auszumisten. Und doch passiert das nicht gerade selten.
Warum? Der Anschaffungspreis wird den zu erwartenden Reparaturkosten gegenübergestellt. Liegt dieser sehr niedrig, kann auch gleich ein neues Paar her, weil die Reparatur die Anschaffungskosten übersteigt. Das muss nicht unbedingt der richtige Weg sein, denn selbst wenn ein Schuh preiswert, dafür aber gut verarbeitet oder sehr komfortabel ist, verlängert die Reparatur sein Trageleben und spart den Kauf eines neuen Paares. Nicht der Kaufpreis, sondern die tatsächliche Zweckmäßigkeit sollte den Ausschlag für die Schuhreparatur geben.
Früher war die Schuhreparatur Standard
Blicken wir in die Vergangenheit. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts besaß der einfache Bürger höchstens 2-3 Paar Schuhe: Ein Paar Sonntagsschuhe, ein Paar alltags- und wettertaugliche Straßenschuhe und eventuell noch ein Paar selbst gefertigte Hausschuhe. Von einer preisgünstigen und unendlichen Auswahl an Schuharten träumten die Menschen zu Beginn der Schuhindustrialisierung noch.
Schuhe waren teuer und keine Massenware, meist wurden sie von einem Schuhmacher maßgefertigt. Da verstand es sich von selbst, dass der Kauf von neuen Schuhen, nur weil die alten Fehlstellen, Defekte oder Abnutzungen zeigten, keine Option war. Sie wurden zum Schuster gebracht, der sie fachmännisch reparierte, so dass sie sogar noch für die nächste Generation tragbar waren. Auch die Weitergabe von Schuhen an Familienangehörige oder Freunde war früher Usus, insbesondere bei zu klein gewordenen oder alten Schuhen.
Heute erschlägt uns die Vielfalt. Warum einen Schuh reparieren lassen, der nur 10 Euro gekostet hat? Dank Online-Shopping können auch ältere Modelle vielfach noch nachgekauft werden. Doch 10 Euro sind erst einmal zu verdienen und wenn der Schuh eine gute Grundqualität aufweist, sollte die Reparatur nicht ausgeschlossen werden.
Grundqualität ist das prägnante Stichwort für die Möglichkeit der Reparatur. Minderwertige Materialien, unzweckmäßige Materialzusammensetzungen und eine schlechte Verarbeitung sind nämlich echte Gründe, von der Reparatur abzusehen. Selbst der beste Schuhmacher kann keine Komponenten zusammenkleben, die nicht für einander geschaffen sind, oder Materialien wieder nähen, die keine Stabilität aufweisen. Dies kommt in der Tat bei den so genannten 1-Euro-Schuhen sehr oft vor. Material und Verarbeitung lassen sehr zu wünschen übrig, kaputt ist hier in der Regel auch kaputt und lohnt die Reparatur-Investition nicht. Schon nach dem Kauf lassen sich minderwertige Schuhe schnell entlarven, z.B. wenn sich die geklebten Sohlen nach kurzer Tragedauer vom Obermaterial lösen, Riemchen ein- oder abreißen, Absätze unvermittelt abrechen.
Mit einer soliden Grundqualität lässt sich nahezu jeder Schuh reparieren
Damit sich etwas reparieren oder erneuern lässt, braucht es eine solide Basis. Das gilt für alle Gebrauchsgegenstände. Extrem billige Schuhe, die schon beim Angucken auseinanderfallen, sind für eine Reparatur natürlich ungeeignet. Auch hypermoderne Materialien, die zwar schick aussehen, die jedoch wenig strapazier- und belastungsfähig sind, rechtfertigen eine Reparatur meist nicht. Schuhe, die aus unpassenden Fertigkomponenten krumm und schief zusammengeklebt wurden, kann auch der Schuhmacher nicht mehr gerade biegen. Deshalb sollte schon beim Kauf auf hochwertige und langlebige Materialien und eine solide Verarbeitung geachtet werden.
Schuhmacher bzw. Schuster: der „Arzt“ für den Schuh
Schuhmacher (oder auch Schuster) sind Handwerker, die sich mit der Herstellung und Reparaturen von Schuhen befassen. Neben der eigentlichen handwerklichen Tätigkeit erfüllen diese Spezialisten eine wichtige Beratungsfunktion. Gerade bei Problemfüßen kann der Fachmann die besten Tipps für die Wahl des richtigen Schuhwerks geben.
Einsatzgebiet in der Schuhreparatur und Schuhausbesserung von Schustern:
- Sohlenerneuerung (Brandsohle, Decksohle).
- Absätze, Schuhspitzen – Austausch und Reparatur,
- Näh- und Stepparbeiten am Schuh,
- Fersenfutter,
- Reißverschlüsse, Nieten u. ä.,
- Schuhe färben,
- Schuhe weiten oder dehnen,
- Schuhe längen,
- Fleckentfernung,
- Hochglanzpolituren,
- Antikfinish-Herstellung,
- Gelenkfeder austauschen,
- orthopädische Zurichtungen am Schuh (z.B. Sohlenranderhöhung, Schuherhöhung oder Pufferabsatz).
Wer repariert/erneuert Schuhe?
Diese Frage ist heute nicht unerheblich, denn nicht jeder Anbieter von Schuhreparaturen kennt sich auch mit allen Materialien und Techniken aus bzw. besitzt die nötigen Spezialkenntnisse.
Der Schuhmachermeisterbetrieb ist der richtige Ansprechpartner für hochwertige oder rahmengenähte Lederschuhe. Auch kennt er sich mit synthetischen Materialien und verschiedenen Sohlen sehr gut aus. Er wird dem Kunden direkt sagen können, wenn eine Reparatur, aufgrund mangelnder Grundqualität, nicht sinnvoll ist.
Das Schuhmacherhandwerk ist trotz der industriellen Massenfertigung noch nicht aus der Schuhwelt wegzudenken. Gerade, wenn es um Reparaturen geht. Daher finden sich allerorts kleinere oder größere Schuhmacherbetriebe, die eigenständig arbeiten oder in einen Herstellerbetrieb integriert sind. Darunter auch solche, die Schuhreparaturen für jede Art online anbieten. Dazu werden die Schuhe mit den Reparaturwünschen eingesandt und kommen wieder wie neu zum Empfänger zurück.
Daneben gibt es Schuh-Schnelldienste, oft auch als Schuh- und Schlüsseldienst bekannt. Einige führen nur Standardreparaturen wie z. B. Absatz oder Decksohle erneuern aus, bei anderen zeigt sich das Angebot breit gefächertert und auch komplexe Reparaturen wie das Ausbessern von Rissen, Löchern etc. in Lederschuhen, Nähte oder Verschlüsse erneuern, werden von größeren Serviceanbietern durchgeführt. Für spezielle Schuhe wie Motorradstiefel finden sich oft eigens Anbieter, die sich allein auf diese Art konzentrieren.
Schuhe regelmäßig pflegen und zeitig reparieren lassen
Manche Defekte oder Verschleißerscheinungen entstehen im Laufe der Zeit vor allen Dingen durch mangelnde Pflege der Materialkomponenten. Leder wird schneller spröde, brüchig und porös, wenn es ihm an schützender Pflege mangelt, auch Gummi, Synthetik oder Textil benötigen das geeignete Pflegeprogramm, damit die Materialien widerstandsfähig bleiben. Natürlich sollte Mann oder Frau grundsätzlich die geeigneten Schuhe je nach Witterung und Untergrund tragen, denn ein ungeeigneter Schuh hält den Bedingungen nicht stand.
Reparaturen deuten sich meist an – hier geht eine Naht auf, da zeigt der Absatz einen Schiefstand, weil er abgelaufen ist, der Reißverschluss hakt oder die Sohle weist kleine Beschädigungen auf. So mancher geht erst zum Schuhmacher, wenn sich die Beeinträchtigungen deutlich bemerkbar machen. Wer direkt handelt, spart sich teure Reparaturkosten und sorgt für eine längere Lebensdauer der Schuhe.